Seit mehr als 10 Jahren beschäftigt sich Antonia Duende mit der kyrillischen Urschrift, der Glagoliza. Ihre Arbeiten sind eine Hommage an die von den Mönchen Kyrill und Method im 9. Jahrhundert n. Chr. entwickelten Schriftzeichen, die die Abhaltung des christlichen Gottesdienstes in altslawischer Sprache ermöglichten.
Das Alphabet widmet sich in seinen aus Kreuzen, Dreiecken und Kreisen gebildeten Schriftzeichen der Heiligen Dreifaltigkeit. Zugleich sind die Grundformen des Alphabets das plastische Vokabular des Bauhauses und des Konstruktivismus im 20. Jahrhundert.
Für diese Ausstellung hat sie aus ihrem Werk Frottagen von Teilen rund 1000 Jahre alter Gedenktafeln und Grabplatten mit glagolitischen Schriftzeichen ausgewählt. Die Blätter werden nach der Übertragung der Zeichen mit besonderen Wachsen auf Chinapapier in mehreren Schichten farbig aquarelliert. Über diese abstrakten Bilder legt sie gelegentlich auch bildlich übertragene Text- oder Notenzitate alter oder zeitgenössischer Provenienz.
Ihre Arbeiten sind gleichermaßen abstrakt wie konkret. Sie arbeitet mit dem direkten Abdruck oder Abbild der in Stein gemeißelten Zeichen. Sie entfremdet den Gegenstand durch Fragmentierung und Farbgebung. Es ergeben sich dadurch völlig neue Assoziationen, die die Künstlerin während ihres Schaffensprozesses zu den freien Titeln ihrer Arbeiten inspirieren wie Lebensbaum, Insel der Seligen oder Morgennebel.
Ihre zarten skripturalen Arbeiten suchen ihresgleichen. Sie erinnern gewissermaßen an die freien Meskalin-Zeichnungen Henri Michaux aus den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Sie sind letztlich aber schon aufgrund der Technik, also des Abbilds eines konkreten Gegenstandes sowie in ihrer warmen Farbigkeit, zugleich weit davon entfernt.
© 2010 Dr. Imke Lüders – Eröffnungsrede zur Ausstellung „Kuppeln und Zeichen“ im Ministerium für Justiz, Gleichstellung und Integration des Landes Schleswig-Holstein, Kiel 2010 (Auszug)
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In Ihrer Ausstellung in die Geheimnisse des Unergründlichen einzudringen, das ist das Anliegen und das besondere Bestreben der Malerin und Künstlerin Antonia Duende.
Durch das Ausdrücken in Symbolen soll sich eine Verbindung zwischen Mensch und Kosmos erschließen.
Es ist ihr Wunsch und Anliegen zugleich, die intimsten und unzertrennlichsten Fäden zwischen dem innig-persönlichen, das dem Individuum aufs äußerste zu eigen ist, und dem Universellen herzustellen. Die allgemein gültigen, tiefen Empfindungen, die der Mensch bereits mit seinen ersten Atemzügen aufnehmen und verinnerlichen kann, möchte sie berühren.
Durch die Feinheit ihrer Darstellung mit der luftig ätherischen Leichtigkeit des Aquarells erscheinen die Farben warm und rein, als ob aus ihrem Inneren, beinahe unbemerkt und unsichtbar, Licht ausströmte. Durch die kaum wahrnehmbaren Übergänge der Nuancen in die kraftvollen Kontraste erreicht die Künstlerin eine Weite des Ausdrucks und eine Vielschichtigkeit ihrer Botschaften. aufrichtig, human und sehr weise.
Die glagolitischen Schriften werden von Antonia Duende zu unerwartet und unvorhersehbar neuem Leben erweckt. Hier werden Worte sichtbar und hörbar, die die Seelen der Zuschauer umschlingen und sie in eine andere, bessere und heilere Welt entführen: In die magische und phantastische Welt der Künstlerin Antonia Duende.
Dr. Vanja Koleva „Glagolitische Spuren von Antonia Duende – Spuren zu einer magisch-phantastischen Welt“, Kulturni novini, 11.08.2008 (Auszug)
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